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Reise auf den Balkan -

                          Rund um die Berge Sarajevos







01. Mai 2014       Sarajevo


Am Maifeiertag ging es für uns nach langer Zeit mal wieder auf den Balkan. Nach 1 1/2 Stunden Flug erreichte man den Sarajevo International Airport. Der kleine internationale Verkehrsflughafen liegt etwa 8 km südwestlich des Stadtzentrums. Pünktlich stand unser bestellter Shuttleservice des Hotels am Airport und gleich ging es los ins gebuchte Hotel Herc, nahe der Altstadt.



Im gebuchten Apartment erwartete uns bereits Kölner mit einem Begrüßungstrunk. Kurz Gepäck deponiert und dann machten wir uns auf in die tolle Altstadt zum Essen. Viel gab es zu erzählen da unser Kollege bereits eine nette Tour über den Balkan hinter sich hatte, ehe wir uns hier in Sarajevo trafen.

Nach leckerem Cevapi und ein paar Kaltgetränken, gings zurück ins Hotel wo der Abend seinen Ausklang fand.




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02. Mai 2014        Sarajevo


Nach dem Frühstücksbuffet machten wir drei uns auf um die Stadt etwas zu erkunden. Den Anfang machte man in den schönen verwinkelten Altstadtgassen mit ihren vielen Läden und Restaurants.




Über die Lateinerbrücke und den Fluss Miljacka gelangte man von unserem Hotel aus direkt in den alten Teil der City wo man gemütlich in den Gassen herum schlenderte.









Im Herz der Altstadt findet man die Gazi-Husrev-Beg Moschee. Diese wurde 1530/31 erbaut und ist die größte und eine der ältesten Moscheen in Bosnien und Herzegowina.

Die Arkaden der Vorhalle ruhen auf 4 Marmorsäulen. Das Minarett ist 47 Meter hoch und im Hof der Moschee befinden sich ein Brunnen und die Mausoleen von Gazi Huzrev Beg und Gazi Murat Beg. Insgesamt gibt es ca. 2 Millionen Muslime im Land, 80 Prozent der Bewohner Sarajevos sind muslimischen Glaubens.







Weiter ging es von der Altstadt aus zu einer der wenigen christlichen Kirchen der Stadt, der Herz-Jesu-Kathedrale, welche Abends toll angestrahlt ist. Wenige Tage nach der Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. wurde vor 2 Tagen ein Denkmal des Heiligen Vaters vor der Kathedrale in Sarajevo enthüllt.

Die drei Meter hohe Statue wurde feierlich vor 150 Geistlichen aus ganz Bosnien und Herzegowina eingeweiht. Sie erinnert an den Papstbesuch im Jahre 1997 in Sarajevo und soll ein Symbol des Friedens sein.






Weiter ging es in Richtung Avaz Twist Tower, vorbei am Monument der Erinnerungsstätte für die 1.600 ermordeten Kinder von Sarajevo.

Zwei Jahrzehnte ist es nun schon her, dass die Belagerung Sarajevos begann.  Von den 100.000 Toten des Bosnienkriegs waren zwei Drittel Muslime. An so vielen Stellen in der Stadt wird einem immer wieder bewußt, wie schlimm dieser Krieg gewesen sein muss, auch wenn man die Häuser sieht die immer noch die Einschüsse zeigen...





Nach einem Stopp bei Mc Donalds, damit Kollege Kölner seine europäischen Gourmet Restaurants komplettieren konnte, erreichte man den Avaz Twist Tower, den höchsten Aussichtsturm Bosniens und Herzegowinas, mit einer Höhe von 172 Meter und 40 Stockwerken.





Ein gläserner Aufzug bringt einen für 1 Konvertible Mark = 0,50 Eurocent auf die Aussichtsplattform der 36. Etage. Von hier oben hat man dann einen tollen Blick über die gesamte Stadt und die umliegenden Berge, sowie einen schönen Blick hinüber ins Olympiastadion.







Zurück zum Hotel ging es dann noch vorbei an der Gedenktafel welche an den 28. Juni 1914 erinnert, wo der österreichisch-ungarische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau bei einem Besuch der bosnischen Hauptstadt Sarajevo von einem neunzehnjährigen Studenten erschossen wurden.

Dieses Attentat von Sarajevo löste eine Kettenreaktion aus, woraufhin der 1. Weltkrieg begann.




So nun aber genug Kultur für heute und wir machten uns auf zurück ins Hotel, da unser schwedischer Freund Mats am Spätnachmittag aus Stockholm ankam um unsere Reisegruppe zu komplettieren.

Schnell noch ausreichend Sarajevsko Pivo gekauft um Mats gebührend zu empfangen. Auch der heutige Abend wurde in den Altstadtgassen bei leckerem Essen und zahlreichen Getränken beendet.


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03. Mai 2014         Sarajevo  -  Kakanj


Am heutigen Samstag entschied man sich für die Zweitligapartie im 50 km entfernten Kakanj. Als Fahruntersatz buchte man sich beim Hotel ein Auto inklusive Fahrer, welcher einen in gut 45 Minuten bis vor den Ground fuhr.

Hier angekommen gings für uns gemütlich zum Mittagessen in die nahe Innenstadt, wo abermals einige Cevapiröllchen den Besitzer wechselten.

Gesättigt gings durch Nieselregen zurück zum Stadion wo um 17 Uhr Anpfiff gegen den Tabellenführer F.K. Sloboda Tuzla war.




                                                         FK Rudar Kakanj  -  FK Sloboda Tuzla

                                                             Stadion Pod Vardom







Tickets gabs für 3 KM an der Kasse, welche recht gut aussahen. Der 4.568 Zuschauer fassende Ground besteht aus 2 unüberdachten Seiten, wovon eine bestuhlt ist und den RUDAR Schriftzug trägt.






Zum heutigen Kick kamen rund 3.000 Zuschauer, wovon 300 aus Tuzla angereist waren. Diese legten sich beim Einlass dann auch direkt mit den Cops an, was einige Hiebe mit dem Knüppel nach sich zog. Nach einer kurzen Rennerei durch den Block und 4 Festnahmen, kehrte dann aber wieder Ruhe ein und das Spiel konnte beginnen.






Im Dauerregen der ersten Hälfte tat sich auch auf dem nassen Grün nicht allzuviel und mit 0-0 gings in die Katakomben. In der zweiten Hälfte ging dann der Gegner aus Tuzla in der 63. Minute per Foulelfmeter in Führung, bevor die Heimelf in der 70. Minute zum 1-1 Endstand ausglich.

Support von beiden Seiten ganz ok, wobei die Gäste etwas stimmkräftiger waren als die paar sehr jungen Jungs und Mädels aus Kakanj. Eine kleine Pyroshow der Gäste zum Ende der Partie rundete den netten Ausflug nach Kakanj ab.









Nach Spielende stand auch unser Fahrer wieder am Stadion bereit und ab gings zurück ans Hotel in Sarajevo.

Heute kamen in der Altstadt mal ein paar leckere Pljeskavica auf den Tisch, bevor es sich später im Apartment am Wohnzimmertisch bei ein paar Bieren gemütlich gemacht wurde.


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04. Mai 2014        Sarajevo


Heute war dann der Derbytag angebrochen und es regnete leider wie aus Eimern. Trotz der widrigen Umstände machte man sich nach dem Frühstück per Tram zum Stadion Otoka auf, wo um 11 Uhr Anpfiff zum Jugendkick war.



                                                         FK Olimpic  -  NK Vitez

                                                                Stadion Otoka



Die Tramhaltestelle liegt hier im Stadtteil Otoka nur wenige Meter vom Eingang des Grounds entfernt und schnellen Schrittes gings hinein ins 5.000 Zuschauer fassende Stadion.

Die Spielstätte wurde 1993 während des Bosnienkrieges erbaut und bekam im Jahre 2009 eine Renovierung verpaßt. Nun befinden sich auf 2 bebauten Seiten 5.000 Sitzschalen in bunten Farben, wo nur die Gegenseite eine kleine Überdachung besitzt.






Den Kadettenkick verfolgten rund 30 Zuschauer im strömenden Regen da man den Schlüssel für die Tore auf der Gegenseite mit der Überdachung nicht finden konnte. Somit versuchte man sich wohl oder übel in den Aufgängen vor dem Regen unterzustellen und trotzdem das Spiel zu sehen.




Die Jungs vom FK Olimpic kamen mit dem schweren Geläuf etwas besser zurecht und gewannen die Wasserschlacht am Ende glücklich mit 1-0. Für uns gings nach dem Match abermals per Tram ein paar Stationen zurück, um bei Zeljeznicar schonmal die Karten fürs Derby abzuholen.

Hier dann am Stadion die Tickets abgeholt und wegen des anhaltenden Starkregens direkt unter der Tribüne im Restaurant eingekehrt.

Der Besitzer des Ladens sprach perfekt Deutsch, lebte lange Zeit in Frankfurt und versorgte uns mit allerlei leckeren Spezialitäten. Nach etlichen Bieren später, inklusive einer Küchenführung verließen wir gut eine Stunde vor Kick Off das Restaurant in Richtung Stadioneingang.

 



                                                      FK Zeljeznicar  -  FK Sarajevo

                                                               Stadion Grbavica









Vor den Toren verfolgte man noch die Ankunft der Horde Zla vom FK Sarajevo, welcher aber ruhig vonstatten ging. Somit also rein ins Stadion Grbavica mit seinen 16.100 Plätzen.




Der Ground bietet Ausbau auf 4 Seiten welche nicht unterschiedlicher sein könnten. Die kleine Hauptseite bietet lediglich eine überdachte Minihaupttribüne, sowie weitere unüberdachte Sitzplätze.

Die Heimkurve ist leicht in einen Hang gebaut, wohingegen die andere Hintertorseite mit Schriftzug recht modern daher kommt.









Nachdem der Platzwart per Farbrolle die Linien nochmals nachgezogen hatte und auch alle Fans in Ihren Blöcken waren, konnte die Partie dann auch los gehen und man nahm auf der überdachten Hauptseite Platz.






Zum Intro zeigten die Maniacs von Zeljeznicar eine nette Choreo inklusive einer wuchtigen Zaunfahne. Die Horde Zla hingegen wartete brav die Aktion ab und sorgte dann aber direkt in der 4. Minute mit einer Bengalshow für die erste Spielunterbrechung.






Bengalos hatten natürlich auch die Maniacs mit dabei, welche damit den 1-0 Führungstreffer in der 26. Minute feierten.

Direkt im Anschluß wurde die große Zaunfahne eingeholt und die kleinen Gruppenfahnen wurden aufgehangen. FK Sarajevo glich noch vor der Halbzeit zum 1-1 aus, womit es auch in die Pause ging.






Zur zweiten Hälfte hatten sich die Maniacs dann ein ganz besondere Schmankerl ausgedacht, indem sie blaue und weiße Nebeltöpfe in der Kurve zündeten.

Dank windlosen Verhältnissen gingen die Dinger kerzengerade in Luft was doch mehr als gut aussah.




Da sich spielerisch in der zweiten Hälfte auf dem Rasen nicht mehr viel tat, verfolgte man lieber das Geschehen auf den Rängen wo die Maniacs noch eine geklaute Fahne der Horde Zla präsentierten und danach mit Pyro verbrannten.





Mit 1-1 ging die Partie dann auch nach 90 Minuten vor 5.000 Zuschauern zu Ende. Man erlebte klasse Support von beiden Seiten, sowie nette Pyroshows und eine Choreo. Gutes Derby bei absolut bescheidenem Wetter.

Nach einer kurzen Blocksperre, da zuerst die Horde Zla das Stadion verlassen durfte, machte man sich per Tram auf den Rückweg in die Altstadt. Hier gabs dann noch eine kurze Rangelei zwischen den Fans beider Lager, welcher aber von der Polizei innerhalb kürzester Zeit beendet wurde.

Die Tram war danach leider Fratze und somit gings zu Fuß die letzten Meter in die Altstadt. Hier mal wieder beim Cevapihändler des Vertrauens eingekehrt und nach ein paar Brausen zurück ins Hotel.

Auch hier warteten im Kühlschrank noch ein paar Sarajevsko Pivo auf uns , womit der Derbytag beendet wurde.



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05. Mai 2014    Sarajevo


Heute konnten wir ausschlafen und der Blick zum Himmel ließ gutes vermuten, der Regen hatte endlich aufgehört und sogar die Sonne spinkste manchmal hervor. Gegenüber von unserem Hotel befand sich einer der zahlreichen Friedhöfe der Stadt mit all den Menschen die in dem sinnlosen Krieg gefallen sind.

Ein Spaziergang darüber macht einem schon ein bedrückendes Gefühl wenn man sich einwenig mit der Geschichte Sarajevos beschäftigt hat. Soviele Kinder und junge Menschen die ihr Leben sinnlos lassen mussten...





Nach dem Frühstück ging es per Taxi zum letzten Kulturausflug der Tour. Ca. 12 km am Stadtrand gelegen, wollten wir noch den Tunnel Spasa besuchen der gleich in der Nähe des Airports liegt.



In einem kleinen unscheinbaren Einfamilienhaus der Familie Kolar, in ländlischer Umgebung, findet man den Tunnel Spasa, der zu dem einzigen Versorgungsweg der Menschen von Sarajevo gebaut wurde.

Der  südliche Tunneleingang und das Museum befindet sich in Dobrinja -  Butmir und kostet 10 KM Eintritt um dieses überlebenswichtige Bauwerk für die Bevölkerung Sarajevos zu besuchen.

Da die serbischen Scharfschützen ein Überqueren der Start- und Landebahn unmöglich machten arbeiteten die Menschen in drei Schichten, 24 Stunden am Tag.





Der Bau in Dobrinja wurde am 18. Januar 1993 begonnen, die Arbeiten kamen aber nur langsam voran. Schlechtes Wetter, Mangel an Material und Personal, Bedrohung durch Beschuss und andere Umstände erschwerten die Arbeiten.

Man arbeitete nur mit der vorhandenen Muskelkraft, Schaufeln und Spitzhacken. Durch die Unterstützung der bosnischen Regierung und deren Befehle zum Sammeln von Werkzeug und zur Verpflichtung von   Arbeitskräften konnten die Arbeiten beschleunigt werden.

Insgesamt wurden 2.800 Kubikmeter Erde herausgebracht, sowie etwa 170 Kubikmeter Holz und 45 Tonnen Metall verbaut.

Der Tunnel war 800 Meter lang und hatte eine durchschnittliche Breite von einem Meter und eine durchschnittliche Höhe von 1,5 Metern






Im Garten des Tunnelhauses kann man sich noch einen Dokumentarfilm über die Entstehung anschauen und eine Karte mit allen Beschussstellungen auf den Bergen verdeutlicht einem wie ausgeliefert die Menschen waren im Talkessel der Stadt.

Ebenso hat man von hier einen sehr schönen Blick auf die noch schneebedeckten Berge Sarajevos, wo 1984 die 14. Olympischen Winterspiele statt fanden.




Nach der Besichtigung ging es für uns per Taxi zurück in die Altstadt zum Essen und relaxen in der mittlerweile wärmenden Sonne. Einige Bars wurden noch angesteuert, inkl. Shisha-Bar für die Jungs.








Ein toller vorletzter Tag wurde verbracht von einer genialen Tour mit Kultur, Fußball-Derby, 3 sehr schönen Stadien und vielen neuen Eindrücken...

In unserem Apartment wurde dann noch ein netter Abend verbracht, bevor die Sonne über den Bergen unterging und der Muezzin rief.



Morgen geht es dann am Mittag für uns drei zurück nach Köln und unser alter Schwede Mats macht sich auf den Rückweg nach Stockholm.